Steinkreise und Megalithkultur in West Cornwall
Die Halbinsel Penwith im Westen Cornwalls ist dafür bekannt, dass zahlreiche Steinkreise und Megalithformationen auf sehr engem Raum zu finden sind. Wir haben heute zwei der bedeutendsten Steinkreise besucht, die Merry Maidens und den Boscawen – un – Steinkreis.
Der Boscawen – un – Steinkreis ist aus der frühen bis mittleren Bronzezeit, ca. 3000 – 4000 Jahre alt und liegt nahe der Gemeinde St. Buryan an der Strasse von Penzance nach Land`s End. Wir konnten den Eingang – ein sogenanntes Kissing Gate – relativ gut finden, danach führte uns ein kleiner Pfad hinunter in eine kleine Ebene, wo der Steinkreis liegt. Dieser Steinkreis ist erstaunlich gut erhalten, 19 Ringsteine, 18 davon aus Granit, einer aus Quarz, umgeben den aufrecht stehenden Stein in der Mitte, Menhir genannt. Einer von zwei in der Erde liegenden Steine am nordöstlichen Rand des Steinkreises weist Gravuren auf, was in Großbritannien einmalig ist. Insgesamt haben wir das Gefühl gehabt, dass dieser Steinkreis tatsächlich etwas Besonderes ist, auch aufgrund des aufrechten Menhirs in der Mitte des Kreises, der auffällig geneigt ist; dadurch wirkt dieser Kreis sehr erhaben. Die Stimmung ist wahrhaft mystisch, auch dadurch, dass der Kreis in einem kleinen Tal liegt, umgeben von Bäumen und dennoch hat man einen Blick auf das weite Land. Die Position des Quarzsteins deutet wahrscheinlich auf die Richtung des Vollmondes während der Sonnenwende hin und auf das weibliche Element, der aufrecht stehende Stein in der Mitte soll das männliche Prinzip darstellen. Es gibt sehr wenig schriftlichen Überlieferungen, jedoch nimmt man an, dass der Steinkreis in der Bronzezeit erbaut wurde und in der Eisenzeit ein berühmter Treffpunkt der Druiden gewesen sein soll. Übersetzt heißt Boscawen – un übrigens: die Weide vom Gehöft am alten Baum. Schade, dass die cornische Sprache nicht mehr gesprochen wird! Auch heute finden hier Rituale und Treffen statt, hier wurde die kornische Bardenvereinigung gegründet.
Der nächste Steinkreis, den wir heute besucht haben, war The Merry Maidens, ein Steinkreis auf einem Hügel gelegen, von wo aus wir einen schönen Blick über die weite Landschaft hatten. Dieser liegt nahe Lamorna Cove an der Strasse, es gibt sogar eine Bushaltestelle hier, sehr gut erreichbar!
Wiederum besteht der Kreis aus 19 Megalithen, die in einem Abstand von etwa 3 – 4 m zueinander stehen und um die 1,20 m hoch sind. Uns wurde in einem Pub erklärt, was es mit diesem Steinkreis auf sich hat: Im 6. Jahrhundert haben es trotz Sonntagsverbot 19 Mädchen gewagt, zu tanzen und sind deshalb zu Stein verwandelt worden – ebenso die beiden Dudelsackspieler, die in Feldern gegenüber stehen – eine sehr schöne Legende, die wir uns gut merken konnten!
Es gab neben diesem Steinkreis einen weiteren, der jetzt jedoch leider nicht mehr existiert. Uns wurde berichtet, dass ahnungslose Bauern manchmal Steine „entsorgen“, so ist es nahezu ein Wunder, dass noch so viele Steinkreise und Monumente gut erhalten sind. Da es nahezu keine schriftlichen Überlieferungen gibt zu den Monumenten, wird immer wieder Forschung betrieben und auch Legenden erfunden, die gerne in Pubs erzählt werden. Am besten jedoch, man trifft Ureinwohner Cornwalls und lässt sich von ihnen die Geschichte der Monumente erzählen – gemütlich bei einem Bier oder einer Tasse Tee.
Unser letztes Ziel heute war die Megalithformation Men – an – Tol, nahe des Moorgebiets bei Morvah. Diese Steinformation ist ca. 4000 Jahre alt und stammt aus der Bronzezeit. Wir laufen vom Parkplatz aus einen Weg an Feldern, Wiesen und Weiden entlang, die grau-schwarzen Steinmauern hier bilden einen schönen Kontrast zum blauen Himmel und den tiefgrünen Wiesen, ein wahres Farbspiel. Die Mauern sind bewachsen und bieten so manchen Tieren einen großartigen Lebensraum. Der Men – an – Tol, übersetzt bedeutet es: Lochstein, besteht aus drei aufrecht stehenden Granitblöcken, der in der Mitte stehende ist ringförmig und mit einem Loch versehen, die Öffnung ist ca. 50 cm breit. Auch hier gibt es zahlreiche Sagen und Legenden, uns wurde in St. Just im Pub erklärt, dass Frauen mit einem Schwangerschaftswunsch bei Vollmond siebenmal rückwärts durch den Stein steigen sollen, angeblich gibt es deshalb so viele Kinder in St. Just. Weiterhin wird erzählt, dass man neunmal vorwärts durch den Stein kriechen soll, dann geht jeder Wunsch in Erfüllung – wer weiß? Ein Versuch ist es wert, oder? Wir haben es jedenfalls versucht….
Früher sind die Bewohner Cornwalls durch den Stein gekrochen, um ihre Rückenbeschwerden zu lindern, dafür ist der Men-an-Tol heute noch bekannt. Einst umgab ein Steinkreis diese Megalithformation, doch ist dieser leider nicht mehr vorhanden.