Geschichtsträchtige Orte an der wilden Nordküste am keltischen Meer
An einem schönen sonnigen Morgen starten wir heute von Penzance nach Zennor, einem meiner Lieblingsorte an der Nordküste. Zennor liegt inmitten von Feldern und hohen felsigen Klippen am keltischen Meer und ist seit mindestens 4000 Jahren besiedelt. Die Menschen lebten hier von Fischerei, Landwirtschaft und Bergbau und als noch Zinn abgebaut wurde in den zahlreichen Mienen am Meer, war Wohlstand hier anzutreffen. Heute jedoch leben die Menschen hier hauptsächlich vom Tourismus. Die Kirche in Zennor, St. Senara, ist eine meiner Lieblingskirchen in Cornwall; die Fundamente sind keltischen Ursprungs aus dem 6. Jahrhundert, vor allem der Friedhof rund um die Kirche gelegen, ist sehenswert mit uralten Grabplatten und windschiefen Bäumen. Oft ist es hier nebelig, und als ich mit einer Wanderin im nahe gelegenen Tinner`s Arms übernachtet habe, hatten wir direkten Blick auf die Gräber, das bei der Stimmung schon mystisch war. Wir haben jedoch prima geschlafen.
In der Kirche hat jeder sein eigenes Gebetskissen, sehr unterschiedlich bestickt, von Hühnern bis Traktoren ist alles zu finden. Die Glocken werden noch selbst geläutet und das Besondere in der Kirche ist der Mermaid Chair, ein geschnitzter Holzstuhl mit Zeichnungen der Meerjungfrau an der Seite. Uns wurde eines Abends im Pub Tinner`s Arms nebenan während eines Folkloreabends die Legende der Meerjungfrau erzählt: Matthew, ein Junge aus der Gemeinde begab sich mit seiner Mutter sonntags in die Kirche und sang mit seiner schönen Stimme, was eine Meerjungfrau anlockte. Diese verliebte sich in Matthew und nahm ihn mit in das wilde Meer, er wurde nie mehr gesehen. Man sagt, dass man bei sternklaren, windstillen Nächten manchmal noch den Gesang hört aus dem Meer….
Hier in Zennor wurde bis zum 17. Jahrhundert noch cornisch gesprochen, der britische Schriftstellen D.H. Lawrence lebte hier mit seiner deutschen Frau Frieda von Richthofen, die hier eine Künstlerkolonie aufbauen wollten. Jedoch wurden sie im ersten Weltkrieg der Spionage verdächtigt und mussten Zennor verlassen.
Das Wayside Museum in Zennor mahlt noch einmal die Woche eigenes Mehl, das ist immer wieder sehr spannend und wir hatten Glück, dies mit erleben zu können. Außerdem gibt das kleine, urige Museum guten Einblick in das frühere Leben der Menschen hier sowie in die Geschichte Cornwalls. Und nicht zu vergessen: das leckere Moomaid Ice Cream, außerhalb Zennors auf einer Farm hergestellt, schmeckt hier besonders gut.
Wir beschließen eine kleine Wanderung an die Küste zu unternehmen und steigen die steilen Stufen hinab zum Bach, hier füllen wir unsere Flaschen mit dem saubersten Wasser weit und breit; sogar Wanderer von weiter entfernten Orten wie St. Ives, begeben sich hierher, um das Trinkwasser zu geniessen. Einmalig!
Unser nächster Stopp auf den Weg nach Morvah ist der Chun Quoit, ein etwa 5500 Jahre alter Dolmen, eine alte Grabstätte; diese ist geformt wie ein Pilz, das unterscheidet diesen Quoit sehr von den anderen hier in West Cornwall. Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick auf das Meer und die weite Landschaft rundherum, die Lage dieses Monuments ist einmalig.
Morvah ist eine kleine Ansammlung von Häusern unweit des Meeres gelegen, schön ist hier die ehemalige Schule, die heute als Galerie mit interessanten Ausstellungen genutzt wird und einem kleinen Café im Erdgeschoss, wo sich die einheimische Bevölkerung regelmäßig trifft zu verschiedenen Aktivitäten.
Auf unserem Weg nach St. Just besuchen wir die Geevor Tin Mine, ein Weltkulturerbe mit einem schönen Museum und Café mit tollem Ausblick auf das Meer. Im Jahre 1990 wurde die Miene leider geschlossen und hat bis dahin 50.000 Tonnen Zinn produziert. Heute können wir die Anlage besichtigen und uns auch unterirdisch bewegen, das ist aber nichts für klaustrophobische Menschen, da es sehr eng, dunkel und unüberschaubar ist….für mich nicht wirklich das Richtige!
Die Anlage selber ist gut erhalten und wir können gut nachvollziehen, wie das Erz gewonnen und verarbeitet wurde, kaum vorstellbar, dass schon Kinder mit 12 Jahren untertage gearbeitet haben. Sicherlich ganz harte Arbeit und nicht ungefährlich, da viele Menschen damals gestorben sind durch Überflutungen und andere Unfälle. Auf jeden Fall ist die Geevor Tin Mine einen Besuch wert! Uns hat es gut gefallen, da alles sehr anschaulich dargestellt und gut erklärt ist.
Weiter geht es am Meer entlang nach St. Just, einer typischen Bergarbeiterstadt, früher das Ballungszentrum der Zinnminenarbeiter. Auch heute noch sieht man dieses St. Just an, es ist kein typischer Touristenort sondern eine Stadt mit Geschichte und vielen unterschiedlichen Gesichtern, nicht unbedingt ein schöner Ort, aber ein Ort mit authentischen Menschen und Flair.
Ein kleiner Platz, umgeben von Pubs und Geschäften, bildet den Mittelpunkt von St. Just, ein Bier oder Fish and Chips in der Sonne schmecken hier besonders gut. Ein Stückchen entfernt liegt ein früheres Amphitheater und der Uhrenturm, zahlreiche Galerien und urige Cafés haben sich hier angesiedelt, die Gemeinschaft soll in St. Just besonders gut sein und offen für jeden, der hierher zieht. Wir lassen uns ein cornisches Bier, das Korev, schmecken und genießen das bunte Treiben um uns herum.
Ein schöner Tag und ein schöner Ausflug an diese Küste Cornwalls.